Hotelier und Bierbrauer will klimaneutral werden
Der Blonde Schlawiner und die Black Lady sind im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis kleine Berühmtheiten. Es sind zwei von vier Biersorten, die Sven Schönwetter mit großem Erfolg seit 1999 im Brauhaus Obermühle braut. Schon zwischen 1868 und 1920 wurde im Sudhaus in Braunfels gebraut, damals ganz modern mit einer Dampfmaschine zur Energieerzeugung.
1990 erwarb der Gastronom und Hotelier das Ensemble mit zwei Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert. Seither investiert er in die energetische Optimierung der alten Gemäuer. Der Geschäftsführer baute neben der Sudanlage auch das Hotel und die Gastwirtschaft aus. „Für uns ist das hier nicht nur ein Geschäft. Wir haben zwei Kinder und wollen den Betrieb zukunftsfest machen“, begründet Sven Schönwetter sein Engagement für Ressourcen- und Energieeffizienz in seinem Betrieb.
Erweiterung Brauhaus mit erneuerbaren Energien
2019 reiften die Pläne des Unternehmers für den Ausbau der energieintensiven Bierproduktion. Im Jahr 2019 nahm er eine Impulsberatung beim RKW Hessen in Anspruch. „Ich wusste schon, dass ich in die eigene Energieerzeugung sowie energieeffiziente Wärme-, Kälte- und Prozesstechnik investieren wollte.“ Aber für die Beantragung von Fördermitteln brauchte er eine/n Expertin/Experten, um die Dimensionierung von Anlagen und Energieeffizienzpotenzialen zu berechnen. Das RKW Hessen vermittelte Diplomingenieur Andreas Dilly. Er erstellte mit einem Zuschuss aus dem Programm „Energieberatung Mittelstand“ des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) ein Gesamtkonzept. Neben Maßnahmen bei Heizung, Beleuchtung und Kühlmöbeln standen Photovoltaikanlage (PVA) und Blockheizkraftwerk (BKHW) im Zentrum.
PVA und BHKW decken 50 Prozent des Wärme- und Strombedarfs
Das Dach des Sudhauses hatte Sven Schönwetter schon bei der ersten Sanierung zur Jahrtausendwende für eine PVA vorbereiten lassen. Es erzielt ab Mitte 2021 aus 158 Solarmodulen rund 65 Kilowatt Spitzenleistung und deckt bis zu 30 Prozent des Strombedarfs im Betrieb ab. Zudem sollen die PV-Module den Strom für drei Stromtankstellen liefern, die der Hotelier für seine Kunden aufstellen lässt. „Die Hotelgäste wollen heute nicht nur ein Bekenntnis zum Klimaschutz, sondern auch konkrete Maßnahmen, damit auch sie ihren Aufenthalt bei uns klimagerecht gestalten können“, begründet der Unternehmer die modernen Ladestationen. Da Hotel und Gastronomie außerdem ganzjährig einen gleichbleibend großen Wärmebedarf haben, rechnet sich die Investition in ein Blockheizkraftwerk. Es wird mit Erdgas betrieben und produziert in der Spitze 25 Kilowatt Strom und 50 Kilowatt Wärme. Diese Kapazität wird künftig den Heiz- und Warmwasserbedarf abdecken. Nur in den Wintermonaten wird eine von bisher drei Heizungen zugeschaltet, die zudem mit moderner Pumpen- und Kesseltechnik ausgestattet ist. „Insgesamt rechnen wir damit, dass die PVA und das BHKW 50 bis 60 Prozent unseres Strom- und Wärmebedarfs erzeugen.“
Erneuerbare Energien decken zukünftig 50 bis 60 Prozent des Strom- und Wärmebedarfs
Energiekosten sinken um rund 15.000 Euro pro Jahr
CO2-Emissionen werden um 30 Prozent reduziert
Das reicht uns noch nicht. Wir wollen klimaneutral werden und machen in den nächsten Jahren weiter.
Bilanz: Brauhaus Obermühle emittiert rund 30 Prozent weniger CO2
Sven Schönwetter investiert rund 300.000 Euro. Darin enthalten sind die weitere Umstellung auf LED-Beleuchtung, neue Kühlmöbel und eine neue Spülmaschine sowie Küchengeräte, die jeweils rund 30 Prozent weniger Strom benötigen. Der Großteil der Investition entfällt aber auf PVA und BHKW. Sie bringen auch die größten Einsparvolumen bei Gas und Strom hervor. In der Summe emittiert das Brauhaus Obermühle rund 30 Prozent weniger CO2. Alleine die Energiekosten sinken um rund 15.000 Euro pro Jahr. Die Finanzierung ist so berechnet, dass sich die Maßnahmen bereits nach sieben Jahren amortisieren. „Das reicht uns allerdings noch nicht. Wir wollen klimaneutral werden“, kündigt Sven Schönwetter an. Längst gehen seine Pläne weiter. Bald will er ein neues Sudhaus bauen, selbstverständlich nach den aktuellen energetischen Möglichkeiten. „Ein weiteres BHKW ist schon geplant, um unseren Betrieb mittelfristig energieautark zu führen.“
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